Yoga

Michaela Kleber

Yogalehrerin

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Yogapraxis aktuell

23. Oktober 2024

Liebe Yoga-FreundInnen,

in den Herbstferien (28.10.-1.11.) gibt es diesmal keine Ferienübungsstunden. Die Kurse am Mittwoch und Donnerstag bei Michaela finden jedoch ganz normal statt und können – soweit es freie Plätze gibt – auch zum Nachholen von versäumten Stunden genutzt werden. Die Kurse am Montag, Dienstag und Freitag haben Pause.

Der geplante Meditationskurs am Freitagabend ist in diesem Herbst nicht zustande gekommen. Stattdessen möchte ich ein offenes Format einführen, eine Meditationsgruppe, die einmal monatlich am Freitagabend stattfindet, unabhängig von der Teilnehmerzahl, online und im Raum, und in die man auf jedem Erfahrungsniveau und auch ganz ohne Vorkenntnisse einsteigen kann. Ich beginne damit im Januar 2025. Wer vorher schon eine Möglichkeit zum Schnuppern oder neue Inspiration für die eigene Meditationspraxis sucht, ist herzlich eingeladen zu Yoga und Meditation am Sonntagmorgen (17.11.).

Besonders hinweisen möchte ich euch heute auch auf den Yogatherapietag Kiefer und Nacken am 16. November. Gewohnheitsmäßiges Zähneknirschen oder -beißen mit den entsprechenden Verspannungen im Kiefer-, Hals- und Kopfbereich, sind weit verbreitete Symptome von – manchmal ganz subtilem – Dauerstress oder der Gewohnheit, selbst in der Freizeit niemals vollkommen zu entspannen. Davon handelt der Text am Ende dieses Newsletters. Einen Text, der sich ganz speziell mit körperlichen und psychischen Aspekten der Kieferverspannung beschäftigt, findest du hier. Dem Kiefer einmal für einen halben Tag die ganze Aufmerksamkeit zu widmen, könnte ein Auslöser sein, um in Zukunft Anspannung in diesem Bereich schneller wahrzunehmen, wirkungsvoller aufzulösen und langfristig irgendwann nicht mehr neu entstehen zu lassen.

Veranstaltungshinweise

Thema

Vom "Gut-sein-lassen"

Viele Erwachsene erinnern sich noch an das Gefühl aus der Kindheit, wenn im Sommer die Großen Ferien begonnen haben: Ein Schuljahr war abgeschlossen; man hatte die Erwartungen der Erwachsenen an die schulischen Leistungen besser oder schlechter erfüllt; der Druck ließ nach, und eine unüberschaubar lange Zeit der Freiheit lag vor einem – zumindest, soweit man den Eltern nicht bei der Arbeit helfen musste.

Vielleicht ist es diese alte Erinnerung an und Sehnsucht nach einem klaren Abschluss und einer Zeit ohne Aufgaben, Pflichten, Konflikten und Sorgen, die bei vielen von uns zu einem auffälligen Gedanken- und Verhaltensmuster führt: Wenn erst dieses Projekt oder diese Prüfung hinter mir liegt, werde ich aufhören können, mich bis an oder über meine Grenzen anzustrengen. Erst wenn die Wohnung vollkommen aufgeräumt, die Wäsche gewaschen, die Küche geputzt ist und die Kinder schlafen, kann ich mich entspannen. Erst wenn die Kollegin, der Nachbar, der Partner oder die Schwester ihr bzw. sein ärgerliches Verhalten ändert, werde ich in Frieden sein können. Erst wenn ich den Arztbesuch hinter mir habe oder wenn ich weiß, was bei der Untersuchung herauskommt, kann ich wieder Ruhe finden. Wenn erst das Haus fertig gebaut und eingerichtet ist, wenn ich umgezogen bin, wenn meine finanziellen Probleme gelöst sind, wenn ich Urlaub habe, wenn ich in Rente bin, dann werde ich wieder Dinge tun, die mir guttun.

Diese "wenn-dann"-Sätze höre ich sehr häufig im Gespräch. Oft findet der "Dann"-Teil des Satzes niemals statt, weil es zur Gewohnheit geworden ist, im Außen ein neues "Wenn" zu finden, eine neue Vorbedingung, hinter der das innere Zur-Ruhe-kommen zurückstehen muss. Das Erwachsenenleben ist eben niemals vollkommen aufgeräumt und konfliktfrei; irgendetwas Unerledigtes, Unangenehmes, Ärgerliches, Schwieriges, Ungelöstes oder Angstmachendes finden wir immer, und so kommt es nur selten dazu, dass wir uns vollkommen entspannen.

Ein tibetisches Sprichwort sagt: "Wir können nicht die ganze Welt mit Leder bedecken. Aber wir können Schuhe anziehen." "Schuhe anziehen", das heißt in diesem Zusammenhang mitten im Chaos entspannen zu lernen, heitere Gelassenheit zu entwickeln und eine innere Haltung der Zuversicht, dass es möglich ist, mit jeder äußeren Situation irgendwie umgehen zu lernen. Dann müssen wir nicht länger vergeblich versuchen, das Außen und seine Ereignisse unter Kontrolle zu bringen. Zu diesem inneren "Schuhe-anziehen" trägt jeder Moment des Innehaltens bei, jeder Moment, in dem wir einfach nur den Körper und den Atem wahrnehmen und dem Kreiseln im Kopf die Chance geben, sich zu beruhigen, jeder Moment, in dem wir einfach nur da sind und genießen, anstatt fortwährend irgendwohin zu streben, jede Situation, in der wir uns der eigenen inneren Reaktionen und Emotionen klar und mitfühlend bewusst sind, ohne sie unbedingt ausagieren zu müssen, jeder Augenblick der Wertschätzung und Dankbarkeit, der Zufriedenheit, der stillen Freude und des Staunens. Für manche Menschen mögen diese Momente selbstverständlich und häufig sein; viele andere müssen sich immer wieder erinnern und brauchen ein formelles Üben dieses Still-und Präsent-seins im Alltag und sei es auch nur für zehn oder fünfzehn Minuten beim Warten auf den Bus, bei einem Spaziergang, auf der Yogamatte oder auf dem Meditationskissen.

Während dieses Übens fällt dann vielleicht plötzlich auf, dass selbst in der vermeintlichen Entspannung ein Festhalten übrig bleibt, in den Schultern, im Bauch, in den Händen oder in den Kiefermuskeln. Es ist, als ob 10-15 Prozent der nervlichen und körperlichen Anspannung einer Kampf- oder Fluchtsituation zum Dauerzustand geworden sind, ein Hochziehen der Schultern, ein Festhalten in der Bauchdecke, ein Greifen der Hand, ein Zähne-zusammenbeißen, das wir kaum mehr bemerken, weil es niemals ganz verschwindet. Dann brauchen wir ein tiefes, grundsätzliches Einverstandensein mit der Veränderlichkeit und Unkontrollierbarkeit des Lebens, mit den Verlusten, die immer wieder damit verbunden sind, und mit der Tatsache, dass niemals alles erledigt und alle Probleme gelöst sein werden.

Dieses tiefe Einverstandensein ist es, das uns erlaubt, mitten in der Aktivität alle nicht notwendigen Anspannungen loszulassen und in den Pausen auch das, was gerade nicht gut ist und was wir nicht mögen, für den Augenblick "gut sein zu lassen". Ein solches Im-Frieden-sein mit der Unkontrollierbarkeit des Lebens macht es möglich, innerlich ganz nach Hause zu kommen und vollkommen loszulassen, im Vertrauen darauf, dass von diesem inneren Ort her kommend auch alles notwendige äußere Handeln angemessener und hilfreicher sein wird.